Anja Edelmann
1970 geboren in Giengen/Brenz
lebt und arbeitet in Berlin
Malerei
„Vor dem Hintergrund ihres Werdegangs führt Anja Edelmann uns mit ihrer Kunst in zwei scheinbar gegensätzliche Sphären.
Zum einen in eine von fulminanten Gesten aus Farbe, Fülle, Emotion geprägte Welt. Besonnen oder verschwenderisch, lichtvoll und hintergründig. Andeutungen von Dunkelheit, auch das; doch spürbar, fühlbar bleiben stets Anmut, Freude, Zärtlichkeit. Es ist das Erlebnis von Abstraktion: frei und ungestüm und doch behütet, in rückhaltloser Intensität.
Zum anderen die Faszination des Konkreten. Figuren, Personen, Persönlichkeiten; Mensch und Tier. Es ist eine Einladung in die Welten ihrer Geschöpfe. Die Chance, in ihnen zu lesen. Das Wagnis, sich auch selbst dort zu begegnen. In ihrem Blick sich zu erkennen. Verstehen. Zurückbleiben mit einem Lächeln, mit Wehmut, mit Sehnsucht: mit allem eben, was man fühlt.
Gemein ist beiden Sphären, der abstrakten wie der figürlichen, ihr Geheimnis; das Überraschungsmoment, das im Erkennen liegt.“
Annette Gilles, 2022
Ausbildung
1991 - 1997
Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart
- zunächst Studium der Malerei bei Prof. Moritz Baumgartl
- ab 1993 Studium Kostüm- und Bühnenbild bei Prof. Jürgen Rose
2003 - 2006
Universität der Künste Berlin
- Postgraduales Masterstudium, Master of Arts am Institut Art in Context
seit 2023
AdBK
- Studium der Malerei bei Prof. Markus Lüpertz
Werdegang
1997 - 2000
Bayerische Staatsoper München, Münchener Kammerspiele, Metropolitan Opera in New York
- Bühnen- und Kostümbild bei Prof. Jürgen Rose
Bis 2004
Burgtheater Wien, Schaubühne Berlin, Theater am Turm Frankfurt u.a.
- Freischaffende Bühnen- und Kostümbildnerin
2011-2016
Kulturagentenprogramm für kreative Schulen Berlin,
Kulturstiftung des Bundes, Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, Senat Berlin
- Kulturagentin
2016-2018
Bauhaus Archiv Museum für Gestaltung, Berlin
- Curator of Art Education/ Bauhaus-Agentin
Buchprojekte und Veröffentlichungen u.a. mit Tate Publishing, Staatl. Museen zu Berlin, Freunde der Nationalgalerie, Stiftung Bauhaus sowie Freie künstlerische Projekte und Interventionen u.a. Das Museum der Gefühle im Museum der Dinge (2008) im Bode Museum (2012)
seit 2018 endlich nur noch Künstlerin
seit 2022 Teilnahme an Ausstellungen
2024 Ankauf der ständigen Sammlung in der Bayerischen Staatsoper München, Ahnengalerie
Aktuell
2024
IN WEITER FERNE SO NAH
mit Christel Fetzer und Patrick Cierpka
31.10. - 24.11.2024
Bürgerhaus Schranne, Schrannenstraße 12, 89537 Giengen an der Brenz
SAYWARD, Victoria, Canada (E)
JÜRGEN ROSE, Bayerische Staatsoper München, Ahnengalerie
im Auftrag der Freunde des Nationaltheaters München
ZWISCHEN DEN WELTEN
Salon für Kultur und Kommunikation, München (E)
Im Gespräch mit Annette Gilles:
Erinnerst Du Dich an Dein Malen als Kind?
Natürlich, denn ich habe eigentlich die ganze Zeit gemalt, mit allem, was ich finden konnte. Malen war meine Hauptbeschäftigung; das war schon sehr exzessiv.
Wodurch unterschied sich das spielerische Malen als Kind vom professionellen Malen heute?
Ich hatte keinen inneren Kritiker. Als Kind habe ich das, was ich gemalt habe, nicht kritisch gesehen. Es ging mir vielmehr darum, über das Zeichnen Dinge zu verstehen.
Und heute?
Heute will ich mich in erster Linie selbst überraschen. Ich habe ein bestimmtes Gefühl oder eine gewisse Vorstellung – und dann suche ich danach auf der Leinwand.
Was ist, wenn Du vor einer weißen Leinwand stehst, der erste Schritt?
Ich entscheide mich zunächst für ein Format. Dann versuche ich, mich zu orientieren. Die Dinge so zu ordnen, wie es mir entspricht.
Was leitet Dich dabei?
Am Anfang steht immer die Lust auf eine bestimmte Farbe. Dann kommt eine zweite dazu oder eine Kompositionsfarbe... und irgendwann verlangt das Bild den ersten Schritt. Dann beginne ich mit einer Geste...
Mit dem Pinsel?
Mit Pinsel und Farbe. Diese Geste kann eine Linie sein oder etwas Unkontrolliertes... In dem Moment ist noch völlig offen, was daraus wird.
Was passiert dann?
Ich warte. Ich versuche zu sehen, was fehlt. Oft muss ich Geduld haben, denn es kann eine Weile dauern, bis ich es erkenne; bis ich ergänzen kann, was fehlt. Ich mache Schritte, einen nach dem anderen, und versuche zu sehen, was entsteht. Irgendwann spricht das Bild mit mir.
Das klingt fast, als wäre dieser Prozess eine Art Tanz: ein Pas de Deux zweier Vertrauter, die einander ergründen...
Es ist eher, als ob man einer Spur folgt; einer Fährte, über deren Verlauf man sich nicht klar ist.
Kannst Du beschreiben, was Du dabei fühlst?
Im besten Fall so etwas wie Befriedigung; weil das, was beim Malen passiert, nicht rational ist. Es können aber auch sehr frustrierende Gefühle entstehen oder sogar Wut; etwa wenn ich nicht erkenne, wohin das Bild will. Man ist ja einerseits die Schöpferin, gleichzeitig aber muss man im Verlauf dieses Prozesses zu jedem Zeitpunkt erkennen, was man tut. Das ist das Schöne und Spannende, aber auch das Anstrengende daran.
Bewertest Du ein Bild, wenn es fertig ist?
Ja.
Wann sagt Dein innerer Kritiker, dass ein Bild gelungen ist?
Wenn es mich überrascht. Überrascht es mich nicht, ist es nicht gut.
Seit einigen Jahren lernst Du bei Prof. Markus Lüpertz. Hat sich Deine Arbeit dadurch verändert?
Markus Lüpertz übt eine prägende Kraft aus. Durch ihn hat sich in erster Linie die Haltung geändert, die ich beim Malen einnehme; die Ernsthaftigkeit, in der man seinem Bild begegnet.
Gibt es eine zentrale Botschaft, die er Dir mitgegeben hat?
Er hat ein grundsätzliches Verständnis von Abstraktion, das ich teile und das mich begleitet. Er formt es mehr und mehr. Es gibt aber auch fundamentale Erkenntnisse, die ich aus der Arbeit mit ihm gewonnen habe. Er hat mir beispielsweise vermittelt, dass man dem Betrachter Assoziationen ermöglichen, aber ein Bild nicht ausformulieren soll.
Ist es das, was Du Deinen Bildern schenken möchtest: ein Geheimnis, das sich dem Betrachter, der Betrachterin auf jeweils einzigartige Weise offenbart?
Ja. Ich möchte den Betrachtenden die Freiheit lassen, das Bild zu Ende zu malen. Ich möchte, dass man darin eine Schwingung spürt, in der man sich wiederfindet. Dass jede und jeder ihr oder sein eigenes Bild darin sieht.